Dezember 22, 2004

Elend Bildungspolitik

"Eltern und Wirtschaft müssen eine andere Schulpolitik erzwingen. Das ist Deutschlands einzige Chance, bildungspolitisch wieder fit zu werden.
Ist die Bildungspolitik wichtig genug, um davon die Reform des Föderalismus abhängig zu machen? Ja. Bessere Vorschulen, Schulen und Universitäten sind die wichtigste Voraussetzung dafür, dass Deutschland seinen Wohlstand trotz Alterung der Gesellschaft und internationaler Konkurrenz halten oder steigern kann. Waren die verbliebenen Streitpunkte es wert, die Reform scheitern zu lassen? Bestimmt nicht. Wortklauberei, Eitelkeiten, Machtspiele und längst eingemottet geglaubte ideologische Gegensätze haben zu einer Blockade geführt, die mit den realen Problemen im Bildungssystem nichts zu tun hat.
Eltern, Schüler und Lehrer drückt bestimmt nicht die Frage, wie viele Millionen der Bund künftig für die Hochschulen gibt. Sie wollen wissen, ob endlich an die Zukunft gedacht wird. Beispiel Lehrerbedarf: Weil Kinder nun einmal fünf bis sechs Jahre vor dem ersten Schulbesuch geboren werden, kann man die Zahl der benötigten Lehrer lange vorher planen. In keinem Wirtschaftszweig gibt es so exakte Prognosedaten.
In der Realität ist das Gegenteil passiert. In Nordrhein-Westfalen etwa wurden in den 70er Jahren Lehrer fast unabhängig von den Abschlussnoten eingestellt, in den 80ern aus Finanzmangel kaum noch welche. Inzwischen nimmt man wieder nicht für den Lehrerberuf ausgebildete Bewerber aus anderen Berufen, die dann nebenher eine didaktische Ausbildung erhalten. Gleichzeitig bemüht sich das Schulministerium, bei den neuen Bachelor/Master-Studiengängen möglichst viel Bürokratie aus dem alten Staatsexamen mit einzubringen. Die Logik der Kultusbürokratie ist wichtiger als die Bedürfnisse der Bürger."
ganzer artikel bei der ftd